Im Vertrieb gilt KI als die fortschrittlichste und am schnellsten wachsende Technologie der kommenden Jahre (Rainsberger, 2021). KI-Lösungen haben Vertriebsprozesse und -aktivitäten grundlegend verändert und erfordern, dass Vertriebsmitarbeiter neue Fähigkeiten erlernen.
Doch was sind die Chancen und Risiken von KI für den B2B-Vertrieb? Im folgenden Interview beantwortet Meinert Jacobsen, Gründer von datavance, Fragen rund um die Chancen und Risiken von KI im B2B-Vertrieb und gibt B2B-Vertrieblern Ratschläge für einen erfolgreichen Einsatz von KI.
KI ist die automatisierte Umsetzung von komplexen Zusammenhängen, die über die reine eindimensionale Betrachtung hinausgehen.
Es unterstützt mich. Ich habe dadurch eine Zeitersparnis, weil viele Sachen automatisiert werden. Es ist im Endeffekt eine zeitliche Ersparnis und eine Treffgenauigkeit, die ich sonst so nicht hätte.
B2B-Vertrieb ist per se immer ein Vertrieb von Personen an Personen. Es ist nie, dass eine Maschine von einer Maschine kauft oder eine Firma von einer Firma. Sondern es ist immer: Person kauft von einer Person. Und hier kann KI bei der Herstellung des Netzwerkes und Pflege des Netzwerkes alle Vertriebsmitarbeiter unterstützen. Und das kann im Endeffekt dann den Mitarbeiter in die Lage versetzen, seine Zeit besser zu nutzen.
Insbesondere im Bereich des Cross- und Upselling, das heißt zu erkennen welche Potenziale schlummern noch irgendwo, indem Signale genutzt werden, die dann automatisiert bzgl. der Zielgröße „Abschluss“ eingesetzt werden. Und im Bereich der Neukundenakquise.
Blogartikel: So nutzen Sie künstliche Intelligenz für die Neukundengewinnung
Die größte Chance ist eigentlich die Skalierung. Das heißt ich kann darüber viele Tätigkeiten automatisieren und parallelisieren und darüber hinaus auch skalieren. Was ich halt ansonsten mit Menschen nicht so gut hinkriege. Das ist der größte Nutzen eigentlich. Und der Einsatz in die grundsätzliche Verfügbarkeit, das heißt, dass man eben nicht 24/7 Einsatz hat und einfache Fragestellungen mithilfe der KI gelöst werden können.
Dass es zu automatisiert ist und, dass so das Emotionale, was ja eine Beziehung zwischen Menschen ausmacht, von einer Maschine so nicht realisiert werden kann. Das ruft beim Gegenüber Akzeptanzprobleme hervor und die Akzeptanzprobleme erzeugen dann Reaktanzen, in Form von: „Ich will mit denen nichts mehr zu tun haben, da sprechen eh nur Maschinen mit mir“.
Indem man es emotionaler gestaltet. D.h. indem man versucht, das klar darzustellen „Ich bin eine Maschine, ich kann das und das“ und wenn es wirklich um andere komplexe Themen geht, wird dann ein Mensch dazwischengeschaltet. Weil ich glaube, dass die Nachbildung von Emotionalität beim Gegenüber immer ein sogenanntes „Big Brother Syndrom“ hervorrufen wird – also in Form von „Woher weiß der das jetzt“ oder „Ich will das nicht“. Es wird immer Menschen geben, die sagen: "Ich möchte immer mit einer Person kommunizieren und nicht mit einer Maschine".
B2B Neukundengewinnung mit KI: ist das ethisch vertretbar?
Es ist meistens die Angst vor dem ausgehorcht werden, denn KI braucht ja Daten und Daten müssen ja dann lernen Systeme zu unterstützen. Die Personen haben einfach Angst davor, dass diese Daten zu ihrem Nachteil genutzt werden und nicht zu ihrem Vorteil. Und, dass sie halt dann sagen: „Dann lieber keine Daten, als dass meine Daten falsch eingesetzt werden“.
Na gut, es gibt ja immer ein Hoheitswissen in gewissen Strukturen, wo eben über dieses Hoheitswissen dann auch das Selbstbild der Person abgebildet wird. Und da muss man dagegen arbeiten. Hoheitswissen hilft in keiner Organisation heutzutage. Das ist aber auch ein Transformationsprozess, den die Unternehmen dann durchlaufen müssen. Wo sie dann sagen müssen: „Ok, wie kriegen wir dieses Hoheitswissen transportiert in transparente Strukturen in meinem Unternehmen“, weil natürlich werde ich dadurch messbar. Und kann natürlich nachvollziehen, wie viel Aufwand zum Teil auch hinter gewissen Erfolgen steckt. Diese Transparenz schreckt halt viele Leute ab.
Das muss man ganz von Anfang an machen. Das muss parallel im Change Prozess im Vertrieb laufen, der alle Kollegen mit einbezieht und komplett alle abholt und Chancen aber auch Grenzen zeigt, um das Ganze im Konsens und dann als gemeinsames Projekt umzusetzen. Jetzt von Oben einfach zu sagen „Wir machen das jetzt“, das hilft nicht weiter.
Es wird immer mehr in Richtung automatisierte Netzwerke gehen. Dahingehend wird es darum gehen den B2B-Vertrieb immer mehr zu digitalisieren, der zurzeit noch eher Paper, Pencil und „Ich fahr mal kurz vorbei“ ist. Es wird immer digitaler werden und wenn es digitaler wird, wird es dementsprechend auch nutzbarer werden. Also Grundlage für KI ist immer das Vorhandensein der Daten, und Daten, die nicht da sind, können auch nicht genutzt werden. Und da hilft in den nächsten 5 Jahren die Digitalisierung des Vertriebs. Im Endeffekt dann das Thema Analytik und KI transparenter zu machen.
Alles ausprobieren und testen. Nicht lange überlegen, wie KI implementieren werden kann, sondern erstmal kleine einfache Tests starten und Teilprozesse zügig mal umsetzen und dann von einer kleinen Insel im Endeffekt das ganze Archipel damit verbinden. Aber vorher erstmal wirklich Verbindungen zwischen den Inseln schaffen und wenn es ein Boot ist, das dazwischen rudert, dann ist das so. Bevor man eine Riesenbrücke baut. Denn die ganze Statik für eine Brücke erfordert sehr viel Aufwand und da sind Boote meistens schneller.
Also wirklich mal anfangen, mal eine Liste machen – was ist schnell umzusetzen und was bringt den größten Ertrag am Anfang. Eine Matrix im Vertrieb aufbauen – wo kann ich zügig was bewegen, bevor man große Überlegungen macht, wie der künstliche Sales Mitarbeiter aussieht. Think big, start small – sozusagen.
Jetzt Beratungstermin vereinbaren